Benzidin [92-87-5-A] C12H12N2
Zur Reaktion: Nitrobenzol wird mit Zink und Natronlauge umgesetzt.
Das entstandene Hydrazobenzol (1) geht beim Erhitzen im Sauren in
Benzidin (2) über. Diese 5,5-sigmatrope Umlagerung ist allgemein als
Benzidin-Umlagerung bekannt.
Durchführung: In einem 500-ml-Dreihalskolben werden 52 ml Nitrobenzol
mit 125 ml
1,2-Dichlorbenzol vorgelegt. Der Kolben wird mit KPG-Rührer,
Dimroth-Kühler samt Tropftrichter und Thermometer (bis 200 °C)
versehen. Der Tropftrichter wird mit 85 ml konzentrierter Natronlauge
befüllt. Nun erhitzt man die Nitrobenzol-Lösung in einem Ölbad auf 115
bis 125 °C und gibt bei Erreichen der Temperatur die ersten 5 ml
Natronlauge hinzu. Danach gibt man unter Rühren 10 g Zinkstaub in die
Mischung. Die Zinkstaub-Zugabe erfolgt derart, dass das Thermometer
kurz
entfernt und der Zinkstaub mit Hilfe eines Pulvertrichters zugegeben
wird. Die Reduktion sollte rasch einsetzen, anderenfalls erhitzt man
auf 130 °C. Wenn die Reaktion begonnen hat, setzt man immer abwechselnd
Natronlauge und Zink hinzu, so dass die Reaktionstemperatur zwischen
115 und 120 °C bleibt. Es ist darauf zu achten, dass sich der Zinkstaub
nicht am Boden des Kolbens anreichert, da die Reaktion sonst plötzlich
sehr heftig ablaufen kann. Das Zugeben der Lauge und des Zinkstaubs
soll so bemessen werden, dass innerhalb von 1½ Stunden das gesamte
Zink eingetragen wird. Man verbraucht etwa 85 ml Natronlauge und 130 g
Zinkstaub. Das Reaktionsgemisch ändert im Laufe der Zeit seine Farbe
von rot über hellgelb nach farblos. Man rührt so lange, bis Entfärbung
eingetreten ist, was, je nach Arbeitsweise und Qualität des
Zinkstaubs, 2 bis 5 Stunden in Anspruch nimmt. Sollte die Entfärbung
nach längerer Zeit immer noch nicht eingetreten sein, gibt man einige
Milliliter Wasser in das Reaktionsgemisch. Wenn die Reduktion beendet
ist, wird so viel Wasser zugesetzt, bis sich der Zinkschlamm scharf von
der Lösung des Hydrazobenzols trennt. Die organische Phase wird
abdekantiert und der Zinkschlamm noch zweimal mit 1,2-Dichlorbenzol
ausgewaschen. Anschließend mischt man die 1,2-Dichlorbenzol-Lösung mit
der gleichen Menge fein zerschlagenem Eis, dem 150 ml konzentrierte
Salzsäure zugemischt wurden. Daraufhin entsteht das Dihydrochlorid des
Benzidins, welches in die wässrige Schicht übergeht. Man lässt 3
Stunden ruhen, gibt die Mischung in ein 1000-ml-Becherglas, erhitzt auf
80 °C und gibt 250 ml heißes Wasser hinzu. Daraufhin wird das
1,2-Dichlorbenzol im Scheidetrichter abgetrennt und zweimal mit Wasser
extrahiert. Die Lösung des Benzidindihydrochlorids wird anschließend
mit einer Lösung von 50 g Natriumsulfat in 150 ml Wasser versetzt. Das
unlösliche Benzidinsulfat fällt aus, während die Nebenprodukte in
Lösung bleiben. Nach einer Stunde saugt man das Benzidinsulfat ab und
wäscht es mit Wasser. Das noch feuchte Sulfat wird mit der fünffachen
Menge heißem Wasser angerührt und mit Natriumcarbonat versetzt, bis
pH-Papier dauerhaft ein alkalisches Medium anzeigt. Dafür sind ungefähr
23 g wasserfreies Natriumcarbonat erforderlich. Nach dem Abkühlen
filtriert man die freie Benzidin-Base ab, wäscht mit Wasser und
trocknet im Trockenschrank bei 100 °C. Die Ausbeute beträgt etwa 75%
der Theorie eines bei 127 °C schmelzenden Produktes.
Beschreibung: Die Benzidin-Base bildet ein graubraunes, wasserunlösliches Pulver. Die Verbindung wird zur Herstellung einer großen Zahl von Azofarbstoffen, unter anderem von Kongorot, verwendet. Benzidin und dessen Salze wirken sehr stark krebserregend. Man hüte sich insbesondere vor dem Einatmen des Staubes.
Quelle: A. I. Vogel - Practical Organic Chemistry, Longmans, London,
3rd ed., 1959, S. 633
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Letzte Aktualisierung: 20/09/05
Andere Bezeichnungen: 4,4'-Diaminobiphenyl,
Biphenyl-4,4'-diamin