Carotin aus Mohrrüben [7235-40-7-A] C40H56
Zur präparativen Darstellung eignen sich in erster Linie Möhren der
Herbsternte, deren Carotin-Menge höher ist als bei den Frühjahrsmöhren.
Insgesamt werden 3150 ml gereinigtes Tetrahydrofuran benötigt (siehe Reinigungsvorschrift). 3 kg
Handelsmöhren werden gewaschen, längs und quer geteilt und 1½ Stunden
mit Wasser gekocht. Nach dem Erkalten gießt man das Kochwasser ab und
zerkleinert die weichen Möhren in einem großen Porzellanmörser oder
besser im Fleischwolf zu einem feinen Brei. Dieser wird entweder auf
einer Nutsche mit großporigem Filter durch zuerst schwaches, später
stärkeres Saugen von der Hauptmenge Wasser befreit oder einfacher und
wirksamer unter Anwendung von Koliertuch und Fruchtpresse. Man erhält
etwa 2 l gelbroten, trüben Presssaft und etwa 800 bis 1000 g
orangefarbenes, krümeliges Pressgut.
Das gesamte Pressgut wird in einer 2-l-Pulverflasche zunächst mit einem
Liter gereinigtem Tetrahydrofuran so lange durchgeschüttelt, bis der
leicht bewegliche Brei fast das gesamte Lösungsmittel aufgenommen hat.
Man lässt kurz stehen und wirbelt erneut einige Minuten lang durch.
Hierauf saugt man durch ein großporiges Filter ab und presst scharf
nach. In gleicher Weise wird noch zweimal mit je 1 l Tetrahydrofuran
verfahren. Nach dem letzten Abpressen soll der Mohrrübenrückstand
gleichmäßig elfenbeinfarbig aussehen. Er enthält keine nennenswerten
Mengen Carotin mehr. Die tiefroten Tetrahydrofuran-Auszüge werden im
Vakuum bei 60 °C Badtemperatur so weit vom Lösungsmittel befreit, bis
sie stark trübe geworden sind. Im Destillationskolben liegen 750 ml
wässriger Rückstand vor, aus dem sich ein tiefrotes Öl abzuscheiden
beginnt. Zu dieser Mischung fügt man 50 ml warme Kalilauge, schüttelt
kräftig durch und lässt langsam unter Stickstoff erkalten. In maximal
einer Stunde hat sich mehr als die Hälfte des gesamten Carotins der
frischen Möhren in sehr feinen, glitzernden, rhombenförmigen
Kristallenen abgeschieden. Wenn sich deren Menge nicht mehr vermehrt,
nutscht man über einer Jenaer-Glas-Sinternutsche (12 G 3) ab, in
welcher man zuvor eine 1.5 cm dicke Schicht Kieselgur festgedrückt hat.
Verringert sich die Tropfenzahl merklich, so schabt man jeweils mit
einem Porzellanspatel vorsichtig die oberste Kieselgurschicht ab, womit
man einen gleichmäßig raschen Durchlauf erzielt. Die dunkelbraune
Mutterlauge wird einmal mit 125 bis 150 ml Tetrahydrofuran
durchgeschüttelt und das durch Carotin rot gefärbte Tetrahydrofuran
abgelassen. Durch Vakuumverdampfung und erneute Zugabe von Kalilauge
bringt man das Carotin, wie oben, zur Kristallisation und saugt durch
die gleiche Nutsche ab. Der Filterinhalt, welcher außer Carotin noch
missfarbige, schleimige Begleitstoffe enthält, wird zweimal mit je 250
ml Methanol ausgekocht, heiß durch die Jenaer-Nutsche gesaugt und mit
75 ml warmem Methanol nachgewaschen. Zwischen den Kieselgurteilchen ist
das Carotin dann an dem tief orangefarbenen Ton zu erkennen. Es wird
unter Erwärmen in 60 ml Benzol gelöst, vom Kieselgur auf der
Jenaer-Nutsche getrennt und mit wenig Benzol nachgewaschen. Das
tiefrote Filtrat gießt man durch ein mit Benzol angefeuchtetes
Faltenfilter und fügt bei 60
Eigenschaften des Carotingemisches: Rhombenförmige, fast quadratische
Blättchen (aus Petroläther) oder häufig eingekerbte, vierseitige
Blättchen (aus Äther) von kupferähnlicher Oberflächenfarbe; der
Schmelzpunkt liegt etwa bei 168 °C (Zersetzung). Fast unlöslich in
Methanol und kaltem Äthanol, sehr schwer löslich in siedendem Äthanol,
leichter in siedendem Ligroin und Äther, leicht in Benzol, sehr leicht
in Chloroform und Schwefelkohlenstoff.
Vorkommen: Die Chromatophoren der Möhrenwurzeln enthalten Carotin nicht
als freien Kohlenwasserstoff, sondern symplexartig an Eiweiß und
Lipoide gebunden. Erst nach der denaturierenden Spaltung dieses
Symplexes lässt sich der Farbstoff mit organischen Lösungsmitteln,
besonders gut mit Tetrahydrofuran oder Schwefelkohlenstoff extrahieren.
Die Spaltung kann durch Kochen bzw. Trocknen oder mit Hilfe von
Invertseifen durchgeführt werden.
Carotin ist der am längsten bekannte Carotinoidfarbstoff. Er wurde 1831
von H. Wackenroder aus Karotten isoliert, kommt aber auch in
zahlreichen anderen Pflanzen vor, z.B. in Paprika, Vogelbeere,
Aprikosen, Bananen, in grünen Pflanzen als Begleiter des Chlorophylls,
in Cerealien, im Eigelb usw. Er ist, wie R. Kuhn 1931 feststellte,
nicht einheitlicher Natur, sondern tritt in 3 Isomeren, α-, β- und
γ-Carotin auf, die sich durch chromatographische Adsorption trennen
lassen, β-Carotin tritt am häufigsten auf (85%), α-Carotin kommt zu 15%
in den gelben Rüben vor, γ-Carotin zu 0.1%. Aufgebaut sind alle
Carotine aus Isoprenmolekülen.
Quelle: Winterfeld, K. - Praktikum der organisch-präparativen
Pharmazeutischen Chemie, 6. Auflage, Steinkopff Verl., 1965
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Letzte Aktualisierung: 28/07/05