Gelatine aus Schweineschwarte [9000-70-8-A]
Prinzip: Aus
kollagenhaltigem tierischem Material (Knochen, Haut, Bindegewebe usw.)
wird nach saurer (Typ A) oder alkalischer (Typ B) Teilhydrolyse und
Extrahieren mit heißem Wasser ein Protein mit Molekulargewichten
zwischen 40000 und 100000 erhalten. Es löst sich nach Aufquellen in
kaltem Wasser beim Erhitzen (Sol-Zustand) und erstarrt beim Erkalten
(Gel- Zustand). Bei der Hydrolyse erhält man die für Gelatine typischen
Aminosäuren: Glycin, Prolin, Oxyprolin, Alanin, Arginin und Leucin. Es
fehlen Cystin, Cystein, Tryptophan und andere. In der nachstehenden
Vorschrift wird aus Schweineschwarte (Sus
scrofa L. var. domesticus
GRAY) nach Säurebehandlung eine Gelatine des A-Typs gewonnen.
Durchführung: 200 g
Schweineschwarte werden zu ca. 5 mm großen Würfeln zerkleinert und in
einem 1000-ml-Becherglas mit 600 ml Wasser versetzt, das mit verdünnter
Schwefelsäure auf ein pH von 3.8 eingestellt wurde. Man lässt 8 Stunden
stehen, dekantiert oder gießt gegebenenfalls durch eine Mull-Lage ab.
Nun wird nochmals mit der gleichen Menge Wasser und verdünnter
Schwefelsäure (pH 3.8) versetzt und weitere 16 Stunden Stehen gelassen.
Danach wird dekantiert und die säurebehandelte Schweineschwarte zweimal
mit 800 ml Wasser gewaschen. Dann erhitzt man mit 600 ml Wasser unter
langsamem Rühren 3-4 Stunden auf 70 °C. Anschließend wird durch eine
doppelte Lage Mull filtriert und das Filtrat abgekühlt. Das an der
Oberfläche abgeschiedene Fett wird entfernt und wiederum auf 70 °C
erhitzt, mit 1 g Aktivkohle versetzt, 15 Minuten gerührt und heiß in
eine Porzellanschale filtriert. (Die Abtrennung der Aktivkohle aus der
viskosen Lösung erfolgt schneller durch Zentrifugation.) Zum Abdampfen
des Wassers stellt man das Filtrat in einen Trockenschrank oder auf ein
Wasserbad bei Temperaturen von ca. 65 °C. Die verbliebenen
Schweineschwartenwürfel werden nochmals mit 600 ml Wasser 3 Stunden auf
nunmehr 90 °C erhitzt. Anschließend wird heiß filtriert und das Filtrat
am Rotationsverdampfer bis zu einer viskosen Lösung eingeengt und in
einer Porzellanschale auf dem Wasserbad zur Trockne eingedampft.
Gesamtausbeute: ca. 15 g. Zeitbedarf: 2 ½ Tage.
Quelle: E. Stahl und W. Schild; Isolierung und Charakterisierung von
Naturstoffen, Gustav Fischer Verlag, 1981
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Letzte Aktualisierung: 07/03/05