L-Hyoscyamin aus Belladonna-Blättern [101-31-5-A] C17H23NO3
Einleitung: Atropin ist ein
Inhaltsstoff zahlreicher Nachtschattengewächse, wie z. B. Atropa belladonna (Tollkirsche)
oder Datura stramonium
(Stechapfel). Es ist das Racemat von D- und L-Hyoscyamin, einem
Ester des sekundären Alkohols Tropin mit der Tropasäure. Dem Atropin
nahe verwandt ist Scopolamin, das zwei H-Atome weniger und dafür einen
Epoxidring besitzt. In der Medizin wird Scopolamin als
Beruhigungsmittel und als einleitendes Narkotikum bei Operationen
verwendet. Als tödliches Gift erhielt Atropin den Namen der
griechischen Schicksalsgöttin Atropos. Venezianische Damen benutzten
Atropa-Extrakte, um durch weite Pupillen ihre Schönheit zu erhöhen.
Atropin ist ein Antagonist des Neurotransmitters Acetylcholin. Die
deutsche Bezeichnung der Pflanze als Tollkirsche charakterisiert die
Wirkung des Atropins auf das Zentralnervensystem: Erregungszustände,
Sinnestäuschungen, Tobsuchtsanfälle und Kollaps bei tiefer
Bewusstlosigkeit.
Prinzip: Grob gepulverte
Belladonna-Blätter (Atropa belladonna
L.) werden zur Entfernung lipophiler Ballaststoffe (Blattwachse u. ä.)
mit Petrolether extrahiert. Aus der anschließend alkalisierten Droge
werden die Alkaloide mit Dichlormethan extrahiert. Zur weiteren
Abtrennung von Ballaststoffen werden die Alkaloide als Salze in die
wässrige Phase überführt, aus der sie anschließend nach Alkalisierung
wieder in die organische Phase überführt werden, aus der nach Einengung
L-Hyoscyamin auskristallisiert. Gehalt: 0.1-1.2% L-Hyoscyamin.
Durchführung: 100 g grob (710) bis mittelfein (300) gepulverte
Belladonna-Blätter werden in einem
1000-ml-Becherglas mit 100 ml 40-60 °C warmen Petrolether
durchfeuchtet, danach in ein mit 50 ml Petrolether (ebenfalls 40-60 °C)
gefülltes Perkolationsrohr überführt und anschließend mit 150 ml
Petrolether perkoliert. Das Perkolat wird verworfen. Der
Drogenrückstand wird an der Luft (Abzug!) getrocknet, bis der
Petrolethergeruch verschwunden ist. Anschließend wird der
Drogenrückstand in einem 1000-ml-Becherglas unter kräftigem Rühren mit
einer Mischung aus 10 ml Ammoniaklösung, konz. in 100 ml Aceton
gleichmäßig durchfeuchtet und danach auf Alu-Folie ausgebreitet
(Abzug!). Nachdem der Geruch nach Aceton verschwunden ist, wird der
Drogenrückstand in ein mit 100 ml Dichlormethan gefülltes
Perkolationsrohr gegeben, wobei darauf zu achten ist, dass die Droge
stets von Dichlormethan umgeben ist (d. h. gegebenenfalls muss
Dichlormethan nachgefüllt werden, damit sich die Droge luftblasenfrei
im Perkolationsrohr absetzen kann). Die Droge wird bei langsamer
Tropfgeschwindigkeit mit insgesamt 1500 ml Dichlormethan perkoliert.
Das Perkolat wird am Rotationsverdampfer im Vakuum bei 40-50 °C
Wasserbadtemperatur eingeengt bis zu einem Volumen von ca. 50 ml.
Dieses eingeengte Perkolat wird in einen Scheidetrichter überführt und
dreimal mit je 15 ml ca. 0.5 N-Schwefelsäure ausgeschüttelt. Die gelbe,
wässrige Alkaloidsalzlösung wird in einen Scheidetrichter über
Glaswatte filtriert und tropfenweise mit 20%-iger
Natriumhydroxid-Lösung schwach alkalisiert. Aus dieser Lösung schüttelt
man sofort die freien Alkaloidbasen mit dreimal je 30 ml Dichlormethan
aus. Gegebenenfalls muss durch Zentrifugieren eine Phasentrennung
herbeigeführt werden. Die Dichlormethanlösung wird über wasserfreiem
Natriumsulfat getrocknet und am Rotationsverdampfer bis zu einem
Volumen von ca. 20 ml eingeengt, dann mit einer Spatelspitze Aktivkohle
versetzt, auf dem Wasserbad kurz aufgekocht und filtriert. Der Kolben
wird mit 5 ml Dichlormethan nachgespült. Die vereinigten klaren
Dichlormethanfiltrate werden auf dem Wasserbad bis zur Hälfte
eingeengt, dann gibt man gerade so viel 40-60 °C warmen Petrolether zu,
bis eine leichte Trübung entsteht, die beim Erhitzen auf dem Wasserbad
wieder verschwinden soll; falls nicht: Zugabe einiger Tropfen
Dichlormethan. Man lässt die Lösung dann mehrere Stunden bei 4 °C
stehen und saugt das ausgeschiedene Hyoscyamin über einen
Glasfiltertrichter ab. Bei weiterem Verdunsten des Lösungsmittels kann
aus der Mutterlauge noch weiteres Hyoscyamin gewonnen werden. Ausbeute:
ca. 100 mg. Zeitbedarf: 1.5 Tage.
Quelle: Analytisches Praktikum für Biochemiker der Universität Bayreuth
Literatur: E. Stahl und W. Schild - Isolierung und Charakterisierung
von Naturstoffen, Gustav Fischer Verlag 1986
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Letzte Aktualisierung: 07/03/05
Andere Bezeichnungen:
(S)-Tropasäure-3endo-tropylester,
(–)-Tropyltropat