Mephenesin [59-47-2-A] C10H14O3
Durchführung: In einem
250-ml-Dreihalskolben, der mit KPG-Rührer, Tropftrichter und
Rückflusskühler versehen ist, werden 21 ml (0.2 mol) Kresol (kurzes
Eintauchen in warmes Wasser bringt die Substanz zum Schmelzen) und eine
Lösung von 8 g Natriumhydroxid in 22 ml Wasser unter Rühren auf 100° C
(Ölbad) erwärmt. Innerhalb von 20 Minuten tropft man 16.7 ml (0.2 mol)
Glycerin-α-monochlorhydrin
zu und erhitzt anschließend unter Rühren 1
Stunde lang auf 115 °C. Unter fortgesetztem Rühren lässt man erkalten,
macht durch Zutropfen von 2 N Salzsäure (etwa 5 bis 10 ml) schwach
sauer und vertreibt durch Wasserdampfdestillation nicht umgesetztes
Kresol, nachdem man Rührer, Rückflusskühler und Tropftrichter entfernt
und den Dreihalskolben zu einer Wasserdampfdestillationsapparatur
ergänzt hat. Man leitet so lange Wasserdampf durch, bis etwa 800 bis
1000 ml übergegangen sind. Die Destillation ist beendet, wenn eine
Probe des zuletzt übergegangenen Destillates bei Zusatz von
Eisen(III)-chloridlösung (10%-ig) keine Blaufärbung mehr ergibt. Der
Rückstand im Dreihalskolben, der sich in zwei Phasen trennt, wird im
Scheidetrichter mit 200 ml Ether ausgeschüttelt. Man trennt die
wässrige Schicht ab und schüttelt sie noch zweimal mit je 25 ml Ether
aus. Die vereinigten Etherauszüge werden zuerst mit 50 ml 2 N
Natronlauge, dann zweimal mit je 50 ml Wasser gewaschen und
anschließend 12 Stunden lang über Natriumsulfat in einem
Erlenmeyerkolben getrocknet. Die Etherauszüge werden abfiltriert und
das Trocknungsmittel mit 50 ml Ether, der über Calciumchlorid zuvor
getrocknet wurde, gewaschen. Etherauszüge und Waschether werden
vereinigt und 20 Minuten lang nach Zusatz von 5 g Aktivkohle am
Rückfluss erhitzt. Nach dem Filtrieren wird die fast farblose
Flüssigkeit destilliert, wobei der Rückstand sofort oder nach kurzem
Stehen kristallin erstarrt. Die Rohausbeute beträgt 32 g bzw. 88% der
Theorie.
Zur Reinigung werden die Kristalle unter gelindem Erwärmen am Rückfluss
in 120 ml Benzol gelöst und nach dem Abkühlen mit 60 ml Petrolether
(Siedepunkt 40 bis 60 °C) unter Umschwenken versetzt. Nach dem Stehen
über Nacht bei Zimmertemperatur wird der farblose Kristallbrei
abgesaugt, zuerst mit einem Gemisch von 50 ml Benzol und 50 ml
Petrolether, dann mit 50 ml Petrolether gewaschen und im
Vakuumexsikkator über Calciumchlorid und Paraffinschnitzel getrocknet.
Durch Stehen lassen der Mutterlaugen im Kühlschrank lassen sich noch
weitere Mengen Kristalle gewinnen. Schmelzpunkt 65 bis 68 °C. Die
Gesamtausbeute beträgt 25 g, dies entspricht 69% der theoretisch
erreichbaren Ausbeute.
Eigenschaften: Farblose, feine
Kristallnadeln; leicht löslich in Ethanol, Ether, Benzol, unlöslich in
Petrolether, Ligroin, schwer löslich in Wasser.
Therapeutische Verwendung:
Kresol-Glycerinether und Guajakolglycerinether werden in der Chirurgie
zur Muskelrelaxans angewendet, insbesondere bei reflektorischer
Übererregbarkeit. Sie erleichtern die Narkose, besonders bei erhöhter
Resistenz gegen Narkotika. Die übliche Dosis beträgt 0.5 bis 2 g i.v.
injiziert. In der inneren Medizin und Neurologie werden die
Glycerinether gegen Tremor und Rigidität (Muskelversteifung) bei
Parkinson benutzt, auch bei spastischen Zuständen (Muskelspasmen). Hier
hält ihre Wirkung besonders lang an (5 bis 6 Stunden). Im Gegensatz zu
Curare und anderen quartären Ammoniumbasen, die an den motorischen
Endplatten angreifen und diese blockieren, ruft Mephenesin an den
Schaltneuronen des Rückenmarks (Interneuronen) Lähmungen hervor.
Quelle: Winterfeld, K. - Praktikum der organisch-präparativen
Pharmazeutischen Chemie, 6. Auflage, Steinkopff Verl., 1965
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Letzte Aktualisierung: 07/10/12
Andere Bezeichnungen: Glyceryl-o-cresylether; (±)-3-(2-Methylphenoxy)-1,2-propandiol; o-Tolyl-2,3-dihydroxypropylether