2-Methylamino-2-phenylcyclohexanon [7063-30-1-A] C13H17NO
Zu den Ausgangsstoffen:
Benzonitril wird hergestellt, indem man Benzamid mit
wasserentziehenden Mitteln, wie Phosphorpentoxid oder Thionylchlorid,
behandelt. Letzteres ist am einfachsten anzuwenden: man kocht Benzamid
mit einem 50%-igen Thionylchloridüberschuss und einigen Tropfen
Dimethylformamid oder Benzyltriethylammoniumchlorid als Katalysator1 bis zur Beendigung der
Gasentwicklung, destilliert das überschüssige Thionylchlorid im Vakuum
ab und destilliert das Benzonitril mit Wasserdampf. Benzamid ist aus
Benzoesäure und Harnstoff erhältlich2,
oder aus Benzoylchlorid und Ammoniaklösung3.
Benzonitril lässt sich auch aus diazotiertem Anilin
und Kupfer(I)cyanid nach Sandmeyer herstellen (siehe Organikum).
Cyclopentylbromid wird dargestellt, indem man Cyclopentanon (aus
Adipinsäure erhältlich4) mit Natriumborhydrid5, Lithiumaluminiumhydrid,
durch katalytische Hydrierung oder mit einem anderen geeigneten
Reduktionsmittel zu Cyclopentanol reduziert und dieses mit
Phosphortribromid umsetzt6).
Die Reaktion von Bromwasserstoffsäure mit Cyclopentanol ergibt
schlechte Ausbeuten und erzeugt große Mengen von Cyclopenten als
Nebenprodukt, sodass sie keinesfalls zu empfehlen ist.
Durchführung der Synthese:
Cyclopentylphenylketon [5422-88-8-A] C12H14O
Durchführung: In einem trockenen Zwei- oder
Dreihalsrundkolben mit Tropftrichter und Rückflusskühler, welcher mit
einem Trockenrohr zum Schutz gegen Luftfeuchtigkeit versehen ist,
werden 1.3 g Magnesiumspäne mit 10 ml absolutem Diethylether übergossen. In den
Tropftrichter wird eine Lösung von 0.05 mol Cyclopentylbromid (7.45 g)
in 20 ml absolutem Ether gegeben. Ein Fünftel der Lösung wird direkt
zugetropft und das Anspringen der Reaktion abgewartet. Die Reaktion
kann auch durch Zugabe eines Iodkristalls eingeleitet werden. Die
restliche Lösung wird so hinzugetropft dass der Ether schwach siedet.
Wenn alles zugetropft ist, wird noch 30 Minuten unter Rückfluss
gekocht, um die Reaktion zu vervollständigen. Das Magnesium hat sich
dann zum größten Teil aufgelöst.
Zur entstandenen Lösung von Cyclopentylmagnesiumbromid wird eine Lösung
von 0.05 mol Benzonitril (5.15g) in 20 ml wasserfreiem Toluol unter
Rühren zugetropft und 24 Stunden unter Rückfluss gekocht. Daraufhin
wird der Ether abdestilliert, bis das Toluol anfängt überzugehen (110
°C werden in der Dampfphase erreicht), es werden 30 ml 15%-ige
Salzsäure zugegeben und unter magnetischem Rühren 6 Stunden unter
Rückfluss erhitzt.
Den Ansatz lässt man ganz abkühlen und schwenkt um, wobei sich
entstandene teerartige Stoffe an der Wand absetzen. Dann trennt man
wässrige und Toluolphase im Scheidetrichter. Die wässrige Lösung wird
noch einmal mit 10 ml Toluol extrahiert. Aus den vereinigten
Toluolphasen wird das Toluol abdestilliert (evtl. noch vorhandenes
Wasser geht als Azeotrop mit über) und dann im Vakuum das Keton
destilliert; Sdp. 135-140 °C im Wasserstrahlvakuum (125-130 °C bei 5
mmHg ). Man erhält bräunliches Öl, welches im reinen Zustand farblos
ist. Es enthält noch etwas nicht umgesetztes Benzonitril (dies stört
bei den folgenden Umsetzungen nicht), da eine sorgfältige
Fraktionierung aufgrund der kleinen Ansatzgröße nicht möglich ist.
Erreichte Ausbeute ca. 34%, 3 g (Literatur: 55%).
Hinweis: Es ist unbedingt erforderlich das Benzonitril in
Toluol zu lösen, da der Toluolzusatz eine höhere Rückflusstemperatur
erlaubt und die Aufarbeitung vereinfacht.
Anmerkung: Alternativ kann die Grignardlösung auch mit trockenem
Kohlendioxid zu Cyclopentancarbonsäure umgesetzt werden, welche nach
Überführung in das Säurechlorid in einer Friedel-Crafts-Acylierung mit
Benzol zu Cyclopentylphenylketon umgesetzt werden kann. Die Ausbeute an
Cyclopentancarbonsäure ist jedoch nicht hoch genug, um diesen
Mehraufwand zu rechtfertigen, außerdem besitzt diese Säure einen
penetranten und anhaftenden ranzigen Geruch.
Andere Bezeichnung: Cyclopentyl-phenyl-methanon
1-Bromcyclopentylphenylketon [6740-66-5-A] C12H13BrO
Durchführung: 1 g Cyclopentylphenylketon wird in 5 ml
Dichlormethan gelöst. Außerdem löst man 1 g Brom in 5 ml Dichlormethan,
da eine solche Bromlösung besser zu dosieren ist als reines Brom. Von
der Bromlösung wird 1 ml der Ketonlösung zugesetzt und abgewartet, bis
sie sich entfärbt hat. Die Reaktion verläuft autokatalytisch: der
entstehende Bromwasserstoff katalysiert die Bromierung des Ketons. Es
kann anfangs eine halbe Stunde dauern bis die Reaktion anspringt, aber
dann entfärbt sich die Lösung plötzlich. Die weitere Bromlösung wird
nun tropfenweise unter Umschütteln zugesetzt, die Reaktion erfolgt
rasch und quantitativ. Man setzt solange Bromlösung zu, bis bei
weiterer Zugabe keine Entfärbung mehr erfolgt, das Keton wird also mit
der Bromlösung quasi titriert.
Das Dichlormethan wird nun abdestilliert, wobei zuerst der gelöste
Bromwasserstoff entweicht. Das Bromketon wird dann noch einige Zeit im
Vakuum auf 50 °C erwärmt (Wasserbad), um restliches Dichlormethan, Brom
und Bromwasserstoff zu entfernen.
Hinweis: Das Bromketon reizt Augen und Atemwege und ist unbeständig; es wird ohne Reinigung sofort weiterverarbeitet (es kann nicht destilliert werden). Man führe diese Bromierung deshalb erst dann durch, wenn alle Geräte und Reagenzien für den darauf folgenden Schritt bereitstehen - das Keton kann beliebig lange aufbewahrt werden, das Bromketon dagegen nicht.
Andere Bezeichnungen: (1-Bromo-cyclopentyl)-phenyl-methanon; (1-Bromo-cyclopentyl)-phenyl-keton
1-Hydroxycyclopentylphenylketon-N-Methylimin [6740-84-7-A] C13H17NO
Durchführung: In einem Reagenzglas, das mit einer
Eis/Kochsalzmischung auf -20 °C (Temperatur überprüfen!) gekühlt wird,
werden 2-3 ml flüssiges Methylamin (Sdp. -6 °C) einkondensiert. Das
Methylamingas wird hergestellt, indem in einem Kölbchen 3 g
Natriumhydroxid mit 6 ml 40%-iger wässriger Methylaminlösung versetzt
werden. Das Kölbchen wird sofort mit einem Stopfen mit
Gasableitungsrohr versehen. Das Methylamin wird durch ein Trockenrohr
mit Kaliumhydroxid und dann in das gekühlte Reagenzglas geleitet. Durch
gelindes Erwärmen und Umschwenken der Mischung im Kölbchen wird das
Methylamingas langsam und gleichmäßig freigesetzt, sodass alles
kondensieren kann.
Zu dem flüssigen Methylamin wird das 1-Bromcyclopentylphenylketon
tropfenweise zugesetzt, wobei man darauf achtet, dass nichts an der
Innenwand hängen bleibt. Man schwenkt um, sodass die Mischung homogen
wird. Das Reagenzglas wird noch 30 Minuten in der Kältemischung
belassen und dann herausgenommen, sodass das überschüssige Methylamin
verdampfen kann. Dies kann lange dauern (einige Stunden), auch wenn die
Mischung bereits Raumtemperatur erreicht hat.
Zu dem Rückstand in Reagenzglas werden 15 ml Diethylether zugesetzt und
gut umgeschüttelt. Das Imin löst sich im Ether, während das
Nebenprodukt der Reaktion, Methylamin-Hydrobromid, ungelöst bleibt. Die
Lösung wird durch einen Papierfilter in einen Schliffkolben filtriert.
Die Extraktion des Imins aus dem Rückstand im Reagenzglas wird noch
zweimal mit je 10 ml Ether wiederholt. Diese Extrakte werden ebenfalls
filtriert und mit dem ersten Extrakt vereinigt. Aus der etherischen
Lösung wird der Ether abdestilliert. Zum Schluss wird die Vorlage gegen
eine leere gewechselt, Vakuum angelegt und erwärmt bis aller Ether
entfernt ist. Das Produkt erstarrt beim Abkühlen zu Kristallen.
Andere Bezeichnungen: 1-Hydroxy-cyclopentyl-(phenyl)-N-methylketimin; 1-(Methylimino-phenyl-methyl)-cyclopentanol
2-Methylamino-2-phenylcyclohexanon-hydrochlorid
[4631-27-0-A]
C13H17NO
· HCl
bzw. 2-Methylamino-2-phenylcyclohexanon [7063-30-1-A]
C13H17NO
Durchführung: Das
1-Hydroxycyclopentylphenylketon-N-Methylimin aus dem letzten Schritt
wird in 10 ml Decalin gelöst und die Lösung 2 Stunden unter Rückfluss
gekocht (190 °C). Statt Decalin kann auch Undecan, 1,2-Dichlorbenzol
oder ein anderes inertes Lösungsmittel mit ausreichend hohem Siedepunkt
verwendet werden. Die Lösung färbt sich dabei schwarz, und eine geringe
Menge teerige Substanz setzt sich innen am Glas ab. Nach dem Abkühlen
wird die Lösung in ein anderes Gefäß pipettiert und tropfenweise mit
konzentrierter isopropanolischer Salzsäure (gesättigte Lösung von
Chlorwasserstoff in 99%igem 2-Propanol) versetzt (solange bis nichts
mehr ausfällt). Das Produkt fällt dabei als Hydrochlorid aus, welches
teilweise innen am Glas haftet.
Die Lösung wird durch eine Glasfilternutsche filtriert, das im Gefäß
hängen gebliebene Produkt durch Schütteln mit Aceton in Suspension
gebracht und ebenfalls filtriert. Das rohe Produkt auf dem Filter wird
mit Aceton durchgerührt und das Aceton abgesaugt, wobei das Pulver
heller wird (die teerigen Verunreinigungen lösen sich im Aceton, das
Produkt dagegen nicht). Schließlich wird es weitgehend trockengesaugt.
Das Rohprodukt wird folgendermaßen umkristallisiert: man löst es unter
Erwärmen in 4 ml 96%-igem Ethanol und gibt dann 20 ml Diethylether zu.
Das Produkt fällt als nahezu weißes feinkristallines Pulver aus, die
Kristallisation wird durch Kühlung mit Eis vervollständigt. Das Pulver
wird abfiltriert, mit etwas Diethylether gewaschen und getrocknet.
Schmelzpunkt: 257 °C. Ausbeute: 0.54 g (39%, auf Cyclopentylphenylketon
bezogen. Liegt normalerweise deutlich höher).
Allgemeines: Der Stoff ist eng mit Ketamin
(2-(2-chlorphenyl)-2-methylaminocyclohexanon) verwandt und besitzt
angeblich die doppelte Potenz von Ketamin. Das Chloratom im Ketamin
soll zusätzlich zur dissoziativen Wirkung eine schmerzlindernde Wirkung
erzeugen.
Das Produkt welches entsteht, wenn man im dritten Schritt das Bromketon
mit Ethylamin statt Methylamin umsetzt
(2-Ethylamino-2-phenylcyclohexanon, Abk. EPCH), soll die vierfache
Potenz von Ketamin besitzen, besitzt aber wahrscheinlich auch eine
weitaus längere Halbwertzeit. EPCH ist mit Tiletamin verwandt, bei dem
der Phenylrest durch einen Thienylrest ersetzt ist. Im US-Patent
3254124 werden MPCH und EPCH als besonders effiziente kataleptisch
wirkende Verbindungen beschrieben.
2-Methylamino-2-phenylcyclohexanon wird in der Patentliteratur (Deutsches
Patent 4409671) außerdem zur Behandlung von Bakterien-, Pilz-,
Virus- und Protozoeninfektionen beschrieben, es soll besonders bei
HIV-bedingten opportunistischen Infektionen wirksam sein. In diesem
Patent ist die Synthese von MPCH ebenfalls beschrieben.
Die enantioselektive Umlagerung des Imins zu einem bestimmten
Enantiomer von MPCH wird in folgender
Dissertation beschrieben.
Quelle: Deutsches
Patent 4409671
Quellen zur Synthese der Ausgangsstoffe:
[1] US-Patent 4605521
[2] Helv. Chim. Acta 29, (1946) pp. 1440-1
[3] Gattermann-Wieland: Die Praxis des organischen Chemikers, 43.
Auflage, S.314
[4] Organic Syntheses, Coll. Vol. 1, p.192 (1941); Vol.
5, p.37 (1925)
[5] Versuchschemie.de - Synthese von Cyclopentanol
[6] Adams and Noller, J. Am. Chem. Soc. 48, 1080 (1926)
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Letzte Aktualisierung: 11/05/07
Andere Bezeichnung: MPCH